Schloemann konnte im Juni 1931 seine Bilder in Santiago de Chile ausstellen. Die drei in den lokalen Zeitungen erschienenen Kritiken der Ausstellung übersetzte er selber und schickte diese Übersetzungen nach Hause an seine Mutter. Sie sind, zusammen mit den Briefen an die Mutter, erhalten.

Kritik des „Mercurio“ von Santiago 17. Juni 31 (Übersetzung E.S.)

Seit einiger Zeit umgibt ein Hauch von Legende die fast unerforschten Gebiete Südchiles. Die außerordentliche Schönheit seiner Landschaften, das harte Leben, das die dortigen Bewohner fühlen müssen, und nun zuletzt die Nachrichten über den entdeckten Petroleumreichtum, die dort neues Leben u. eine bisher unbekannte Tätigkeit dort hervorrufen können, haben nicht nur die Neugier der Chilenen als auch der Menschen anderer Länder angezogen. Neugier, die sich in der Brust Menschen bester Art festgesetzt hat. Nicht nur Kaufleute  u. Abenteurer, sondern auch Leute der Wissenschaft und Kunst. (Wieder taucht die Tat eines solchen in einer südlichen Stadt auf, versichernd, daß er einige Zeit dort unten zugebracht hätte; so ists eine Sache, die erst untersucht werden muss.) [(Diesen Satz konnte ich unmöglich richtig übersetzen – er ist sinngemäß.)]
Diesmal handelt es sich um einen Maler, der unsere Aufmerksamkeit auf jene fernen Gegenden lenkt. Es ist ein Ausländer Ed. Schl , der während fast zwei Jahre durch diese Breiten gereist ist, in Begleitung eines anderen bewunderswerten Träumers, dem deutschen Flieger Kapt. Plüschow, welch letzterer seit seiner Kindheit als von einem Wunderlande in Patagonien träumte.
Und so kam es, daß Plüschow, seinen Traum verwirklichend, den Motor seines Flugzeuges über die Lande des Feuerlandes u. der patagonischen Kanäle ertönen ließ. Ihn nahm sowohl wissenschaftliches Interesse als gewiss auch Abenteurerbegeisterung gefangen. Und so vollständig gab er sich den Träumen seiner Kindheit hin, daß er schließlich seinen Tod fand.
Wir geben hiermit eine graphisches Vorwort zu Erklärung zu diesen Zufällen, welche die Bewohner der Stadt u. auch andere umgeben zu scheinen, wie dem Zauber eines großartigen Abenteurs.
Natürlich herrscht überwiegt in fast allen Bildern der Landschaft, die dem Südpol so nahe ist, das Weiß der Schneemassen.
Und so hätten wir auch manchmal eine bessere Beobachtung, in den Ausdrucksmitteln des Künstlers gewünscht; es herrscht Eintönigkeit, fehlt Schattierung in dem immer gleichen Weis u. ist von einer Qualität der Gleichheit die einen manchmal mißtrauisch macht. Es erscheint uns, daß der Künstler auf diesen Eindruck seiner Bilder nicht genügend Wert gelegt hätte, wie es für uns in ihnen so entscheidend erscheint.
Mehr als eine Künstlerpupille ist es hier der Blick eines Turisten. Das ist’s was si wir auch von einigen andern seiner Bilder sagen können; den Lebenskreis, den notwendigerweise ein jeder von ihnen umgeben soll. Man erkennt die geschickte Hand eines Mannes vom Fach, aber es fehlt der Acent der Überzeugung. Es ist als wären die Motive in der Eile aufgegriffen.
Mit mehr Zufriedenheit u. Ruhe wäre ein besseres Eindringen in die Intimität jeder Landschaft erreicht worden, eine beredtere Vibration der Farben.
(Die wissen gar nichts vom Wetter u. den Umständen, wie die Bilder entstehen!)
Wir machen diese  Beanstandung, weil wir glauben, daß Schl. genügende Bedingungen eines guten Malers besitzt.
Es gibt einige Bilder, die an Qualität das erreicht haben, was der Künstler suchte. So erscheint es uns in: Ruhe in der Bucht, Baguales, Lago Onda, Blumen in Patagonien etc. Diese enthalten eine absolute Harmonie, sichere Zeichnung u. einen betonten Reichtum an Valor.
Einige erinnern an das Colorit u. das außergewöhnliche Licht der Bilder Roerichs. Aber hier gibt es weniger Traumhaftes. Es ist so, weil der Künstler es so sah.
((… auf Kopie fehlt ein Teil der Zeile – Anm.)) eine Ausstellung wert gesehen zu werden wegen des behandelten Temas und zur Anreizung für gleiche Künstler, die dieses Genre pflegen.

„El Imparcial“ Santiago 17.6.31 (Übersetzung E.S.)

Im Ausstellungsraum des Dep. Turismo stellt der dtsch. Maler Ed. Schl. 50 Gemälde aus, in denen die Landschaft Südchiles wiedergegeben ist. Die ganze Größe vollblütiger Wildheit der Natur, voller kalter Einsamkeit der Cordilleren und der patagonischen Wälder spricht sich in eindrucksvoller Weise auf diesen Leinwänden aus. Man könnte vielleicht hie und da von ein oder anderem ästetischen Punkt aus die Schule, die Technik oder die Composition des dtsch. Landschafters discutieren, aber woran es nach unserem Ermessen keine Discussion gibt, das ist die persönliche Eigenart mit der er die Seele der wiedergegebenen Landschaft beherrscht; mit der er einen genauen Einblick in die ganze Herrlichkeit der Cordillere, des Waldes und des Meeres zu geben wusste, welche diese fernen Gegenden enthalten – diese Gegenden voll stolzer Herrlichkeit im Eis und Schnee, diese von Erdbeben durchwühlten Orte, diese Berge, von Wasser und Stürmen poliert, diese Urwälder, die inmitten der wilden Einsamkeit entstanden sind; den Wassern, die von den wilden Stürmen des nahen Polarmeeres gepeitscht werden oder in plötzlichen Stillen heiter daliegen, den Gletschern, die sich von den mit ewigem Schnee bedeckten Gipfeln herleiten, Wildströme nährend, sprudelnde, kochende Wasser.
Alles dieses, die Eigentümlichkeiten und die schauerliche Poesie dieser Landschaft sieht man in den Bildern Schl’s. ausgedrückt. Hinsichtlich der Technik sagen wir, daß die Malerei des dtsch. Künstlers mehr übereingeht mit den allgemeinen Regeln der guten Malerei, als der des größeren Teiles moderner Landschafter die in ähnlichem Thema in Chile ausgestellt haben. Vor allem erhält sich Schl. in der Landschaft eine der größten Qualitäten der älteren großen Maler, sie sind voll Leben und Raum. Wir haben nicht viele Landschaftsausstellungen gesehen,
da der größte Fehler der Moderne ist, daß sie hart und kalt erscheinen. Diese Landschaften sind meist gemalt, als ob das Schloss, der Berg, die Häuser, Tempel etc. die Leinwand völlig füllend, erscheinen, als über dem Beobachter stehend nicht in Luftmassen, nicht in sekundäre Landschaft eingeschlossen; sie befinden sich in Verrenkungen, statt daß sie sich als erhabene Arbeit freimachen, losgelöst und würdig. Das ists was an Größe und Erhabenheit fast alle Bilder der modernen Maler vermissen lässt.
In den Bildern Schl. trifft man diesen Fehler nicht an. Es heißt nicht, daß derselbe Stoff dieser Bilder den Maler hinderte in diesen Fehler zu verfallen wo es sich um sehr große Ausdehnung handelte – nicht Dinge wie ein Turm oder ein Schloss, auch nicht Motive der Details wie No. 10, 20 u. 40, in denen er die gute Qualität der Perspektive mit der Wirklichkeit und Würde völlig bewahrt hat.
Abgesehen davon, daß die Composition in hervorragender Weise gelöst ist, stellt auch die Technik sich als verdienstvolle Originalität dar. In seiner großen Bildera der blauen Cordillere, vor allem in den großen Wassermassen des Bildes 49 (Unwetter am Kap Froward), wo er die Farbe auflöst und sie wieder auch verwendet, wie sie wieder aus der Tube fließt, sie wie geschnitten verwendet, erreicht er wirklich erstaunliche Effecte, woran das man das Wissen und seine Kunst erkennt.
So vor allem in den Bildern die große Wassermassen haben, große Bäume vor Schneegründen – die 2 letzten Verfahren und die Verwendung der Pinselführung in gegeneinanderwirkende Richtung, oder die Gegenlage der hauptsächlichen perspectivischen Linien des Bildzusammenhanges erzeugen den Eindruck eines großen Meisters der Landschaft. Etwas anderes können wir über die Zeichnung sagen.
Die Bilder Schl. haben etwas zu viele und peinliche Zeichnung; wenn die Frase erlaubt ist, zuviel academische Zeichnung.
Eine Zeichnung, die nicht directer Betrachtung der lebenden Natur angenommen zu sein scheint, sondern im ruhigen Erwägen u. Bezeichnen des Bildes im Atelier auf der bequemen Staffelei. (Gemeint sind die großen Bilder, wo ich dies zugebe)
Dieses, was für diejenigen die heute ihre Meinung über die Malerei haben unzweifelhaft ein unbedeutender Fehler ist, ein Tun, in dem sich ein Manko der Spontanität, der Nachlässigkeit und Fehlens der Lebhaftigkeit der Impression bemerkbar macht, mit denen sie heute prahlen als sei es das Hauptverdienst der odernen Maler ist sein Hauptverdienst unter den modernen Malern, denn die Art wie er seine Landschaften gemalt hat ist von undiscutabler Vollendung. Denn es ist die einzige Form, in der er die herrliche Wirklichkeit der Landschaft, die er abgemalt hat, den Leuten vor Augen führen konnte. Diese Notwendigkeit zu zeichnen wie er der deutsche Maler die Dinge vor seinen Augen sah, dies zur Hauptsache seiner Bilder zu machen, vor allem in den ersten Grundrissen, direct mit dem Pinsel gezeichnet ohne besondere Vorbereitung, besagt ohne allen Zweifel, daß man Schl. als einen sicheren u. soliden Zeichner anzusehen hat.
Die größte Schwierigkeit die man hinsichtlich der Besprechung der Bilder Schl. hat, besteht darin seine Meinung über die Luftperspektive in den selben abzugeben. Diese Perspektive, oder sei es die Abwägung der Farbe, hängt einzig u. ausschließlich vom Licht ab, das das Object umgibt. Und um dies zu kennen, muss man dieses Licht kennen. Wir, die wir Patagonien u. sein Licht nicht kennen, noch seinen Himmel noch seine Werte, können in diesem Falle keine Meinung darüber aufbringen u. können nicht sagen, ob
es in der Tat diese Härte, fein und sanft, aber jedenfalls Härte hat des colorits hat, wie wir sie in den Bildern finden.
Bestimmt ist, daß sich in ihnen diese ungeheure Klarheit ausdrückt, die stets die verschneite Cordillere der kalten Zonen besitzt umgibt. Und dieser Glauben, daß es so sei, vor allen, daß die Farbe so ist versichern uns Bilder wie No 10, 19, 40, 5, 26. Mit ihrer Weichheit der Tongebung, bei einer Farbperspektive, die uns frieren macht ist erwiesen, daß der Maler fähig ist, sie so zu erlangen und zu verwirklichen, wie sie wirklich existiert.
Verweilen wir, um noch eine kleine Bemerkung zu machen: bezüglich der weißen Massen. Man weiß, daß es in der Natur das reine Weis nicht gibt. Dies ist immer durch Reflexe der Umgebung beeinflusst. In freier Luft u. in den großen Massen ist dieser Einfluss noch viel stärker. Einige Male erscheint es, daß er in einigen Bildern dieser Tatsache nicht genügend Rechnung getragen habe, in dem Wunsche, den Haupteindruck an Contrast und Masse zu geben – dieses einzig könnte man in 2 oder 3 von den vielen Bildern beanstanden in der vorzüglichen und rühmlich consipierten Arbeit Schl’s., dessen Werk sehr wohl die Anerkennung, öffentlich und privat, verdient.

Kritik der „Natión“ 18. Juni 31. Santiago (Übersetzung E.S.)

Die Gemäldeausstellung des dtsch. Malers Ed. Schl. die er im Departement Turismo eröffnete, hat einen großartigen Eindruck auf die Künstler und das kunstliebende Publicum gemacht. Mit Recht gesagt, es handelt sich einfach um einen großen Maler, um einen großen Tatsachenmensch, ein Mensch, der seine Arbeit, seinen Beruf wohl kennt und guten Geschmack hat, seine Motive zu wählen.
Ed. Schl. war im Süden Chiles; in Feuerland und den patagonischen Kanälen, zeitweilig mit dem unglücklichen Flieger Plüschow, und blieb dort fast zwei Jahre. Kennt gründlichst aufs Tiefste die Region und erfühlt sie als Maler, wie nach den Bildern zu beurteilen, aufs Innigste.
Es handelt sich um eine gesunde, realistische Malerei mit gewandtem Pinsel ausgeführt, die in einigen Fällen bis an die Meisterschaft heranreicht, wie man es in den meisten seiner Leinwände sieht. Sein Vortr. ist großzügig und leicht; die Malerei rassig, von bester Qualität und von einer Reinheit und Transparenz, daß wir nicht zögern anzuerkennen, daß sie uns bezaubert. Er vereint mit diesen Voraussetzungen eine große Kraft und ein durchdringendes Auge, um mit Klarheit und Sicherheit seine Aufgaben zu erkennen. Zweifellos helfen die großen Vorwürfe seine Malerei interessant zu machen; weitabgelegene Seen aus einer wenig zugänglichen Gegend für die Leute des Mittellandes; Eben deren in denen sich das Auge des Malers bewerten konnte Grenzen das Auge des Malers mit großem Talent und Genauigkeit zu bewerten verstand. (Perspektive)
Seine Bilder erinnern uns an berühmte Hände in Europa. Da ist, zum Beispiel, ein Waldinneres, eine allereinfachste Sache in der nur die Hirsche fehlen, daß sie die Wälder darstellen, die Courbet im Louvre hat.
Wir bewundern diesen Mt. Sarmiento, diese Flächen erster Ordnung, diese Luft, diese Dichtigkeit der Atmosphäre, die bewusste Tonbestimmung, die kraftvolle Pinselführung, dies umfassend ist das Bild großer Raum und große Bewegung.
Sehen wir uns unter allen ein Bild an, das wir verstehen können. Wir bewundern dann unter den Motiven eines, in welchem wir mit Sicherheit sein Wissen zu schätzen verstehen, ein Motiv, das den unseren hier ähnlich ist, Blumen in Patagonien; das Innere eines Gartens, Eingang zu einer Art Hof, alles freudig und anregend gemalt mit Farben voller Frische und Verführung. – Im Hintergrund ein Windgitter, einige Blumenbeete, ein Baum im ersten Schmiss – als ganzes Resultat ein herrliches Bild.
Dann noch gibt es Bilder, die in ihrem Gehalt an Utrillo erinnern, einen gewandteren Utrillo, durchsichtiger, viel weniger in Besorgnis in der oder jener Art zu malen, wie z. B. = Winter in Magallanes, ein Bild mit einem Haus im Vordergrund, in dessen Dachtönen und anderen Details sich die durchdringende Pupille eines Malers von Rasse sich erkennen lässt.
„Stille in der Encantobucht.“ auf dem mit viel Talent das Wasser gemalt ist, in dem die abgebrochenen Stücke des benachbarten Gletschers schwimmen – und dieselben Gletscher, dargestellt z. B. in dem großen Bilde „Mt. Sarmiento von Osten gesehen“, in dem wir viele malerische Schwierigkeiten besiegt sehen.
Es handelt sich um einen ausgezeichneten Maler, manchmal um einen großen Maler, mit der verfeinerten Pupille und einer vollen Summe an Kenntnis seines Handwerkes.

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